Während sich externes Penetrationstesting auf die Bewertung von Schwachstellen aus der Perspektive eines Außenstehenden konzentriert, evaluiert internes Penetrationstesting die Sicherheit aus der Sicht von jemandem, der bereits Zugang zum internen Netzwerk Ihrer Organisation erlangt hat. Diese Perspektive ist entscheidend, da Statistiken konsequent zeigen, dass Angreifer, sobald sie die Perimeter durchbrochen haben, sich oft mit alarmierender Leichtigkeit lateral bewegen, Berechtigungen eskalieren und auf sensible Assets zugreifen können.
In diesem umfassenden Leitfaden werden wir die Methoden, Werkzeuge und Best Practices für effektives internes Penetrationstesting untersuchen, um Sicherheitsteams dabei zu helfen, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, bevor böswillige Akteure sie ausnutzen können.
Internes Penetrationstesting verstehen
Internes Penetrationstesting simuliert Angriffe von innerhalb der Netzwerkgrenze Ihrer Organisation, sei es von böswilligen Insidern, kompromittierten Anmeldedaten oder Angreifern, die bereits die Perimeterverteidigung umgangen haben. Das Ziel ist es, Schwachstellen und Schwächen in Sicherheitskontrollen zu identifizieren, die unbefugten Zugriff auf sensible Systeme und Daten ermöglichen könnten.
Ziele des internen Penetrationstestings
Effektives internes Penetrationstesting zielt darauf ab:
- Die Effektivität der Netzwerksegmentierung und das Potenzial für laterale Bewegung zu bewerten
- Pfade zur Berechtigungseskalation zu identifizieren, die zur Domänenkompromittierung führen könnten
- Zugriffskontrollen zwischen Netzwerkzonen und kritischen Assets zu testen
- Die Auswirkungen von Insider-Bedrohungen oder kompromittierten Mitarbeiterkonten zu bewerten
- Sicherheitsüberwachungsfähigkeiten für interne Netzwerkaktivitäten zu validieren
- Das Sicherheitsbewusstsein unter Mitarbeitern zu messen (optionales Social Engineering)
- Datenexfiltrations-Kontrollen und Datenverlustpräventionssysteme zu testen
Wann interne Penetrationstests durchgeführt werden sollten
Organisationen sollten die Durchführung interner Penetrationstests in Betracht ziehen:
- Nach Änderungen der Netzwerkarchitektur oder Umstrukturierung
- Nach der Implementierung neuer Zugangskontrollmodelle
- Bei der Einführung neuer kritischer Systeme oder Anwendungen intern
- Nach Sicherheitsvorfällen, die interne Systeme betreffen
- Als Teil regelmäßiger Sicherheitsbewertungszyklen (vierteljährlich oder halbjährlich)
- Um Compliance-Anforderungen für interne Sicherheitstests zu erfüllen
- Bei der Bewertung der Wirksamkeit der Zero-Trust-Implementierung
Die Methodik des internen Penetrationstestings
Ein strukturierter Ansatz gewährleistet eine umfassende Abdeckung potenzieller Angriffsvektoren innerhalb der internen Netzwerkumgebung. Während spezifische Methodiken variieren können, folgen die meisten diesen Schlüsselphasen:
1. Informationsbeschaffung und Aufklärung
Die Anfangsphase umfasst die Abbildung der internen Umgebung und die Identifizierung potenzieller Ziele:
Netzwerk-Enumeration
- Netzwerktopologie-Entdeckung zum Verständnis der Segmentierung
- Active-Directory-Strukturkartierung für Windows-Umgebungen
- Asset-Inventarisierung und -Klassifizierung nach Kritikalität und Funktion
- Interne DNS-Analyse zur Entdeckung interner Systeme und Namenskonventionen
- Service- und Anwendungsidentifikation im gesamten Netzwerk
Identitäts- und Zugriffskartierung
- Benutzer- und Gruppen-Enumeration in Verzeichnisdiensten
- Dienstkontoidentifikation und Berechtigungsbewertung
- Privilegierte Kontoentdeckung einschließlich lokaler und Domänenadministratoren
- Zugangskontrollmechanismen und verwendete Authentifizierungsmethoden
- Vertrauensbeziehungen zwischen Domänen und Forest-Strukturen
2. Schwachstellenbewertung
Sobald die interne Landschaft kartiert ist, bewerten Tester systematisch Systeme und Anwendungen auf Schwachstellen:
- Authentifizierte Schwachstellenscans von Servern und Endpunkten
- Datenbanksicherheitsbewertung für Konfigurationsschwachstellen
- Interne Webanwendungstests für Entwicklungs- oder nur interne Apps
- Middleware- und Service-Konfigurationsüberprüfung auf Fehlkonfigurationen
- Passwortrichtlinien- und Implementierungstests über Systeme hinweg
- Sicherheitskontroll-Umgehungstests für bestehende Schutzmaßnahmen
3. Exploitation und Post-Exploitation
Der Kern des internen Penetrationstestings beinhaltet den Versuch, entdeckte Schwachstellen auszunutzen, um reale Risiken zu demonstrieren:
Initiale Kompromittierung
- Passwortangriffe gegen identifizierte Dienste und Konten
- Ausnutzung anfälliger Dienste und ungepatchter Systeme
- Missbrauch von Fehlkonfigurationen und Vertrauensbeziehungen
- Anwendungsebenen-Angriffe gegen interne Systeme
Berechtigungseskalation
- Lokale Berechtigungseskalation auf kompromittierten Systemen
- Domänenberechtigungseskalation durch Active-Directory-Schwachstellen
- Kerberos-Angriffe (Kerberoasting, AS-REP Roasting usw.)
- Gruppenrichtlinienmissbrauch für erhöhte Berechtigungen
Laterale Bewegung
- Credential Harvesting und Wiederverwendung über Systeme hinweg
- Pass-the-Hash- und Pass-the-Ticket-Techniken
- Exploitation von Remote-Diensten zur Bewegung zwischen Segmenten
- Missbrauch von Vertrauensbeziehungen zwischen Systemen und Domänen
Persistenz und Datenzugriff
- Etablierung von Persistenz-Mechanismen für kontinuierlichen Zugang
- Zugriff auf sensible Datenrepositorien zur Demonstration der Auswirkungen
- Datenexfiltrationsversuche zum Testen von DLP-Kontrollen
- Angriffspfad-Dokumentation zur Demonstration kritischer Ergebnisse
4. Dokumentation und Berichterstattung
Umfassende Dokumentation während des gesamten Testprozesses gipfelt in einer detaillierten Berichterstattung:
- Executive Summary mit Hervorhebung der wichtigsten Geschäftsrisiken und Auswirkungen
- Technische Ergebnisse mit Sanierungsempfehlungen
- Nachweis erfolgreicher Exploitation und potenzieller Geschäftsauswirkungen
- Angriffspfad-Visualisierung die den Fortschritt vom initialen Zugang zu kritischen Assets zeigt
- Risikobewertung der Ergebnisse unter Verwendung von Frameworks wie CVSS
- Strategische Empfehlungen zur Verbesserung der internen Sicherheitsarchitektur
Fortgeschrittene interne Testtechniken
Über die Standardmethodik hinaus beinhalten anspruchsvolle interne Penetrationstests oft fortgeschrittene Techniken:
Active Directory Sicherheitsbewertung
Angesichts der zentralen Rolle von Active Directory in den meisten Organisationen ist oft eine spezialisierte Prüfung gerechtfertigt:
- BloodHound-Analyse zur Identifizierung von Angriffspfaden
- Group Policy Object (GPO)-Analyse für Sicherheitsfehlkonfigurationen
- ACL-Prüfung auf übermäßige Berechtigungen und Angriffspfade
- Domänencontroller-Sicherheitsbewertung für kritische Schwachstellen
- Vertrauensbeziehungsanalyse zwischen Domänen und Forests
- Umgehungsversuche für privilegierte Zugangsarbeitsplätze
Operational Technology und spezialisierte Netzwerktests
Viele Organisationen unterhalten spezialisierte Netzwerke mit einzigartigen Sicherheitsanforderungen:
- Segmentierungstests zwischen IT- und OT-Netzwerken
- Sicherheitsbewertung von SCADA-Systemen und industriellen Kontrollen
- Medizinische Gerätenetzwerksicherheit in Gesundheitsumgebungen
- Point-of-Sale-Systemsicherheit in Einzelhandelsumgebungen
- Entwicklungs- und Testumgebungssicherheitsbewertung
Datenschutzkontrolltests
Mit wachsenden Auswirkungen von Datenschutzverletzungen wird die spezifische Prüfung von Datensicherheitskontrollen zunehmend wichtiger:
- Datenerfassungs- und Klassifizierungsvalidierung
- Zugriffskontrollen-Effektivität für sensible Datenrepositorien
- Datenbanksicherheitsbewertung einschließlich Verschlüsselungsimplementierungen
- Datenexfiltrationstests über verschiedene Kanäle
- Evaluierung von Data Loss Prevention (DLP)-Kontrollen
- Tests der Implementierung von Datenverschlüsselung im Ruhezustand
Werkzeuge und Techniken für internes Penetrationstesting
Professionelle interne Penetrationstester nutzen eine Vielzahl spezialisierter Werkzeuge:
Netzwerk- und Infrastrukturbewertung
- Netzwerkkartierwerkzeuge: Nmap, Rumble, Netdiscover
- Schwachstellenscanner: Nessus, OpenVAS, Nexpose mit Anmeldedaten
- Passwortprüfwerkzeuge: Hashcat, John the Ripper, CrackMapExec
- Exploitation-Frameworks: Metasploit, PowerShell Empire, Covenant
Active Directory Bewertung
- AD-Enumerationswerkzeuge: BloodHound, ADExplorer, PowerView, SharpHound
- Authentifizierungsangriffswerkzeuge: Rubeus, Mimikatz, Responder
- Gruppenrichtlinienanalyse: GPOAudit, PolicyAnalyzer
- Vertrauensbeziehungsbewertung: PowerMad, ADRecon
Laterale Bewegung und Post-Exploitation
- Credential-Abuse-Tools: Impacket Suite, CrackMapExec, Mimikatz
- Laterale Bewegungs-Frameworks: Cobalt Strike, Covenant, Sliver
- Evasions-Techniken: AMSI-Bypass, In-Memory-Execution
- Persistenz-Etablierung: Geplante Aufgaben, WMI-Ereigniskonsumenten, Registry-Modifikationen
Aufbau eines effektiven internen Penetrationstestingprogramms
Organisationen, die ein internes Penetrationstestingprogramm einrichten oder verbessern möchten, sollten folgendes berücksichtigen:
Definition von Umfang und Abdeckung
Im Gegensatz zu externen Tests erfordern interne Tests detaillierte Umfangsentscheidungen:
- Netzwerksegmente, die ein- und ausgeschlossen werden sollen
- Arten von Systemen, die getestet werden sollen (Workstations, Server, Infrastruktur)
- Testansatz für kritische Produktionssysteme
- Social-Engineering-Komponenten, falls enthalten
- Datenanforderungen für jegliche angetroffenen sensiblen Informationen
- Testfenster- und Benachrichtigungsanforderungen für betroffene Teams
Testszenarien und Ansätze
Verschiedene Ausgangsannahmen können wertvolle Erkenntnisse liefern:
- Standardbenutzer-Zugangsszenarien beginnend mit typischem Mitarbeiterzugang
- Zero-Knowledge-Szenarien mit minimalen Anfangsinformationen
- Angenommene Breach-Szenarien beginnend mit Zugang zu bestimmten Systemen
- Red-Team-Operationen mit minimalen Einschränkungen und Erkennungsfokus
- Purple-Team-Übungen mit aktiver Beteiligung des Verteidigungsteams
Integration mit Security Operations
Maximieren Sie den Wert durch Integration des Testings mit breiteren Sicherheitsoperationen:
- Bewertung der Erkennungsfähigkeit durch Blind-Testing
- Blue-Team-Kooperation für Trainingsmöglichkeiten
- Verifizierungstests der Sanierung nach der Implementierung von Fixes
- Sicherheitskontrollvalidierung für neue Verteidigungsmaßnahmen
- SIEM- und Überwachungsregelentwicklung basierend auf Testaktivitäten
Fallstudie: Interne Sicherheitsbewertung im Finanzdienstleistungsbereich
Ein mittelgroßes Finanzdienstleistungsunternehmen führte einen internen Penetrationstest mit folgenden Ergebnissen durch:
Zu den ersten Ergebnissen gehörten:
- Schwache Segmentierung zwischen kundenorientierten Systemen und internen Netzwerken
- Mehrere Pfade für Domänenprivilegieneskalation durch GPO-Fehlkonfigurationen
- Übermäßige lokale Administratorrechte auf Workstations
- Ungepatchte interne Anwendungen mit Zugriff auf sensible Daten
- Im Klartext gespeicherte Anmeldedaten an mehreren Stellen
Das Testteam konnte erfolgreich:
- Von Standardbenutzer zu Domänenadministrator in weniger als 4 Stunden eskalieren
- Auf Kundenfinanzdaten aus Entwicklungsumgebungen zugreifen
- Persistenten Zugang durch mehrere Mechanismen etablieren
- Multifaktor-Authentifizierung durch Pass-the-Cookie-Angriffe umgehen
- Beispieldatensätze ohne Auslösung von Alarmen exfiltrieren
Die Sanierung konzentrierte sich auf:
- Implementierung ordnungsgemäßer Netzwerksegmentierung mit strengen Zugangskontrollen
- Einführung eines gestaffelten Administrationsmodells mit Credential-Boundaries
- Einrichtung einer gehärteten PAM-Lösung (Privileged Access Management)
- Einsatz von EDR mit Erkennungsfähigkeiten für laterale Bewegungen
- Erstellung eines umfassenden Patch-Management-Programms für interne Anwendungen
Häufige interne Sicherheitsschwächen
Interne Penetrationstests decken häufig mehrere gängige Schwächen auf:
Identitäts- und Zugriffsmanagementprobleme
- Übermäßige Privilegien für Standardbenutzer und Gruppen
- Legacy-Dienstkonten mit unnötigen Domänenadministratorrechten
- Unzureichende Credential-Hygiene führt zu Passwortwiederverwendung
- Schwache Passwortrichtlinien oder inkonsistente Durchsetzung
- Fehlende oder unsachgemäß implementierte MFA für kritische Systeme
Netzwerkarchitekturschwächen
- Flaches Netzwerkdesign ermöglicht uneingeschränkte laterale Bewegung
- Unzureichende Netzwerksegmentierung zwischen Sicherheitszonen
- Fehlende interne Firewalls oder übermäßig permissive Regeln
- Ungeschützte Management-Schnittstellen für Infrastrukturgeräte
- Legacy-Protokolle die Angriffe wie LLMNR/NBT-NS-Poisoning ermöglichen
Endpunktsicherheitslücken
- Inkonsistentes Patch-Management über Workstations und Server hinweg
- Lokale Administratorrechte für Standardbenutzer
- Fehlender Endpunktschutz auf kritischen Systemen
- Unsignierte PowerShell-Skriptausführung organisationsweit erlaubt
- Unzureichendes Application Whitelisting und Ausführungskontrolle
Zukünftige Trends im internen Penetrationstesting
Mit der Weiterentwicklung der Sicherheitsarchitektur von Organisationen entwickeln sich auch die Ansätze für internes Penetrationstesting weiter:
Zero-Trust-Architektur-Testing
Da Organisationen Zero-Trust-Prinzipien übernehmen, passen sich Testmethodologien an:
- Pro-Konto-Autorisierungsverifizierung über Ressourcen hinweg
- Kontinuierliche Validierungstests von Authentifizierungsmechanismen
- Bewertung der Mikrosegmentierungseffektivität
- Just-in-Time-Zugangskontrolltests
- Sitzungssicherheit und Kontextvalidierung
Cloud- und Hybrid-Umgebungstests
Moderne Umgebungen erfordern spezialisierte Testansätze:
- Identitätsföderationssicherheitsbewertung zwischen On-Premises und Cloud
- Cloud-Ressourcenberechtigungsvalidierung für übermäßige Privilegien
- Container- und Orchestrierungssicherheit in internen Deployments
- DevOps-Pipeline-Sicherheitsbewertung
- Infrastructure-as-Code-Sicherheitsüberprüfung
Angreiferemulation und Threat-Intelligence-Integration
Anspruchsvollere Tests integrieren reale Bedrohungsakteurverhaltensweisen:
- MITRE ATT&CK-Framework-Ausrichtung für Testszenarien
- Bedrohungsakteuremulation basierend auf branchenspezifischen Bedrohungen
- Advanced Persistent Threat (APT)-Techniken
- Living-off-the-Land-Ansatz mit nativen Tools und Utilities
- Fokus auf Abwehrumgehung zum Testen der Erkennungsfähigkeiten
Fazit: Aufbau einer resilienten internen Sicherheit
Internes Penetrationstesting bietet kritische Einblicke in die Sicherheitslage innerhalb der Netzwerkgrenzen Ihrer Organisation. Der größte Wert liegt jedoch in der Integration in ein umfassendes Sicherheitsprogramm:
- Defense-in-Depth-Strategie informiert durch identifizierte Angriffspfade
- Sicherheitsarchitekturverbesserungen zur Behebung systemischer Probleme
- Sicherheitsbewusstsein und -training fokussiert auf identifizierte Schwächen
- Verbesserung der Bedrohungserkennung basierend auf erfolgreichen Angriffstechniken
- Validierung von Incident-Response-Verfahren durch realistische Szenarien
Durch die Implementierung eines strukturierten internen Penetrationstestingprogramms, das reale Angriffe simuliert, können Organisationen Schwachstellen identifizieren und beheben, bevor böswillige Akteure sie ausnutzen können, und letztendlich eine widerstandsfähigere interne Sicherheitsposition aufbauen.
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